
Grätzlgeschichten
Im neuen Geschichte-Podcast der Stadt Wien erzählen die Zeithistoriker und Geschichtsgreisslerei-Podcaster Andreas Filipovic und Walter Szevera "Grätzlgeschichten" aus der Wiener Historie. Erzählt wird die Bezirks-Geschichte anhand eines zentralen Ortes in den 23 Bezirken – dort wo sich wichtige Ereignisse für die politische oder gesellschaftliche Entwicklung unserer Stadt abgespielt haben.
Grätzlgeschichten
18 | Ottakring - Die Welt erleben am Brunnenmarkt
In der bisher persönlichsten Folge der Grätzlgeschichten nimmt uns der ehemalige Ottakringer Andreas mit auf einen Spaziergang über seinen Herzensort – den Brunnenmarkt – bis zum Yppenplatz. Dabei erzählt er Geschichte und G’schichtn über die Entstehung der Märkte, das Brunnenviertel als kulturellen Hotspot und als Ort des gelungenen Miteinanders verschiedenster Menschen.
Passendes aus dem Wien Geschichte Wiki:
Mehr Wiener Geschichte findet ihr im Wien Geschichte Wiki. Andreas und Walter könnt ihr außerdem in der Geschichtsgreißlerei hören.
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-Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Grätzlgeschichten. Es begrüßen euch Andreas und-Walter. -Walter, ich habe heute einen Bezirk mitgebracht, der mich besonders freut, weil ich viele Jahre da drinnen auch gelebt habe, und zwar Ottakring. Ist ein großer und vielfältiger Bezirk, startet ja innerstädtisch am Gürtel und erstreckt sich dann weit bis in den Wienerwald. Ist ganz schwierig, da natürlich ein besonderes Grätzl rauszusuchen. Ich habe mir gedacht, nehmen wir als Grätzl das Brunnenviertel, also direkt gürtelnah. Für mich ist es nämlich schon irgendwie ein bisschen eine ganz besondere Sendung, weil ich eben meine gesamte Wien-Zeit fast auch mit dem Brunnenmarkt verbracht habe. Und eigentlich, finde ich, müsste man ja jede Wien-Besucherin auf einen dieser schönen großen Märkte in Wien mitnehmen. Und auch für die Urwiener ist er immer wieder einen Besuch wert. Ja, und nicht zuletzt ist er auch wichtig für die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Spezialitäten, aber auch mit sonstigen Gütern für den täglichen Gebrauch. Naja, und zu guter Letzt geht es natürlich auch um eine Lokalszene am Markt, am Yppenplatz, aber auch auf der Ottakringer Straße. Und die sind ja ein bisschen ein Symbol dafür, wie neu und alt, wie unterschiedliche Kulturen und Milieus eine gelungene Fusion leben und feiern. Ich feiere ja Wien nicht nur ab wegen der tollen und funktionierenden Infrastruktur, dem genialen öffentlichen Verkehrsnetz und den im internationalen Vergleich noch immer relativ günstigen Wohnverhältnissen, sondern vor allem auch wegen der gelungenen sozialen Durchmischung. Und genau dafür ist ja das Brunnenviertel rund um den Brunnenmarkt ein gelungenes Beispiel.-Da bin ich jetzt aber jetzt gespannt, wie ein Pfitschipfeil. Aber zuerst einmal vielleicht zwei Minuten Heimatkunde zur Orientierung.-Ottakring, der mit 867,3 Hektar nach Fläche 11. größte und mit 102.793 Einwohnerinnen nach Bevölkerung 7. größte Wiener Gemeindebezirk, liegt als 16. Hieb im Westen Wiens zwischen dem Gürtel und den Wienerwaldhügeln. Im Norden grenzt Ottakring an Hernals, im Osten an die Josefstadt und Neubau, im Süden an Rudolfsheim-Fünfhaus und Penzing. Der Bezirk besteht zu beachtlichen 36,7 Prozent aus Grünflächen, darunter 22 Prozent Wald. 45,4 Prozent sind Baufläche, 17,9 Prozent Verkehrsflächen, wobei die Hauptverkehrsachse und wichtigste Einkaufsstraße die Thaliastraße ist. Landwirtschaftliche Nutzung gibt es kaum noch. Der ehemals bedeutende Weinbau ist fast verschwunden. Weingärten befinden sich nur noch beim Schloss Wilhelminenberg und an der Grenze zu Penzing. Der gesamte Westen des Bezirkes wird vom Ottakringer Wald eingenommen. Er bedeckt weite Teile des Wilhelminen- oder Gallitzinberges mit der Jubiläumswarte. Dort, in Liebhartstal, entspringt auch der heute kanalisierte Ottakringer Bach. Der 16. Bezirk besteht aus den Katastralgemeinden Ottakring und Neulerchenfeld. Die Bebauung des Bezirkes, weist große Unterschiede auf. So befand und befindet sich in der Gürtelnähe ein dicht bebautes, schachbrettartiges Arbeiter*innen-Wohnviertel, während sich um die Vororte-Linie Industriebetriebe und Werkstätten angesiedelt haben. Etwas höher liegt das Villenviertel mit dem Ottakringer Friedhof, darüber eine ausgedehnte Laubwaldzone. Die Gebiete nahe des Gürtels wiesen gegen Ende des letzten Jahrtausends Verslumungstendenzen auf, denen jedoch in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch mit EU-Fördermitteln begegnet wurde. Die Bevölkerung ist im traditionellen Arbeiter*innenbezirk etwas jünger und bunter als im Wiener Durchschnitt. Rund ein Drittel der Bewohner*innen ist nicht in Österreich geboren. Dafür ist der Bezirk der fünftgünstigste, wenn es um die Kaufpreise für Wohnungen geht. Im August 2024 war man schon mit 5.844 Euro pro Quadratmeter dabei. Zum Vergleich, im benachbarten Neubau liegen die Preise fast doppelt so hoch.-Danke Andreas. Was gibt es eigentlich zum Brunnenmarkt zu sagen? Jetzt frage ich dich als ehemaligen Anwohner_ Was hat für dich den besonderen Reiz ausgemacht?-Ja, du und die Hörer*innen merken wahrscheinlich schon, wie sehr mir dieses Viertel am Herzen liegt. Also der Brunnenmarkt selbst ist ja der längste Straßenmarkt Wiens. Und er erstreckt sich von der Thaliastraße im Süden und geht dann in einem Sammelsurium an unterschiedlichsten Standln, an denen die unterschiedlichsten Sprachen auch gesprochen werden und einfach ganz viel passiert im Sinne von Kommunikation, von Integration, parallel zum Gürtel bis zum Yppenplatz, beziehungsweise bis zur Ottakringer Straße und deckt damit das gesamte Gebiet des Bezirksteils Neulerchenfeld ab. Die Straße, in welcher der Markt verläuft, heißt heute Brunnengasse. Früher hieß sie, glaube ich, Elisabethgasse und sie ist seit 2005 komplett für den Autoverkehr gesperrt. Den Namen selbst verdanken Markt und Gasse einem öffentlichen Brunnen und natürlich einem Kaiser, dem Wien immer ganz, ganz viel verdankt, nämlich dem Josef II. aber zuerst der Brunnen, der zwischen 1786 und circa 1880 an der Kreuzung Neulerchenfelder Straße und Brunnengasse gestanden hat. Der dann aber der neuen Pferdestraßenbahn hat weichen müssen, also heute nicht mehr zu sehen ist. Die Gemeinde Neulerchenfeld hat nämlich zuvor den Kaiser Josef II. dem gerade erwähnten, ersucht an einer Wasserleitung, die vom Wienerwald entlang der Neulerchenfelder Straße in die Hofburg geführt hat, einen Brunnen zu errichten für die Neulerchenfelder und der Kaiser genehmigte das Ansuchen, sodass um den dann späteren Kaiser-Josef-Brunnen allmählich so ein Marktleben sich entwickelt hat. Das heißt, die Geschichte des Marktes geht eigentlich ins späte 18. Jahrhundert zurück und man muss aber auch sagen, dass in der Gegend früher schon Märkte existiert haben. Ein Fischmarkt, ein Eiermarkt, die sind aber im Laufe der Zeit auch wieder verschwunden. Geblieben ist der Brunnenmarkt.-Es sind ja nicht nur Märkte damals in dieser Zeit aufgeploppt. Neulerchenfeld war ja bekannt für sehr viele Wirtshäuser. Es war ja um 1800 so angeblich das größte Wirtshaus Zentraleuropas. Also mehr als hunderte, hundertsechzig Häuser besaßen eine Konzession zur Ausschank vor allem alkoholischer Getränke. Und zudem gab es ja noch eine erkleckliche Anzahl so an Schaubuden, Vergnügungsetablissements. Ich glaube auch im Theater eben dieses Thalia-Theater, 50er bis 70er Jahre des 19. Jahrhunderts. Und ich glaube, es ist ja auch die Straße nach diesem Thalia-Theater benannt worden. Die Thaliastraße.-Ganz genau, ganz genau. Also das hat mit der Verzehrsteuer zu tun. Und zwar war das damals so, dass bei der Einfuhr von Lebensmitteln in die Stadt wurde die eingehoben. Also Neulerchenfeld war ja damals wie viele andere Gemeinden außerhalb des Linienwalls, also das, was der heutige Gürtel ist, natürlich bis circa 1890 noch Vorstadt, also nicht Teil der Stadt Wien. Und da haben es die Leute dann auch vorgezogen, entweder mit dem Fuhrwerk rauszufahren oder die Lebensmittel dann eben auch gleich vor Ort zu konsumieren. Weil für bereits verspeiste Lebensmittel konnte man auch keine Steuer einheben.-Was im Magen ist...-Genau. Und so kam es eben zu dieser Vermischung von Markttreiben, von Vergnügungs- und Konsumationsorten und auch Kulturstätten, die ja heute auch noch irgendwie die Gegend prägen. Um 1900 ist dann der Brunnenmarkt mit dem benachbarten Yppenmarkt vereinigt worden. Der Yppenmarkt wirkt heute vielleicht so wie eine an den Brunnenmarkt angeschlossene Fortsetzung. Das ist ja heute auch ein Markt, war es aber eben nicht immer so, sondern ursprünglich war da ein ganz eigenes Kapitel. Die Anfänge vom Yppenmarkt reichen nicht so ganz so weit zurück wie die vom Brunnenmarkt, sondern eher so zweite Hälfte 19. Jahrhundert, also 1872. Und Ende der 1800er Jahre wurde als Großhandelsmarkt auf dem ehemaligen Exerzierplatz beim Yppenhaus, also einer Filiale des Militärinvalidenhauses, angesiedelt. Daher ist der Platz auch nach einem ehemaligen österreichisch-niederländischen Militäroffizier, dem obersten Simon Peter Freiherr von Yppen benannt. Dort wurde jedenfalls der Großhandelsmarkt errichtet. Das hieß also zunächst Detailhandel am Brunnenmarkt, Großhandel am Yppenmarkt. 1900 ist ein erstes Marktamt gebaut worden, das ist dann relativ schnell geändert worden. Und circa 1910 ist dann das ehemalige Marktsamtsgebäude am Yppenplatz auch errichtet worden.-Jetzt verstehe ich auch endlich das Gebäude, das direkt am Gürtel in unmittelbarer Nähe steht, nämlich das Yppenheim. Du hast das Marktamt eigentlich erwähnt. Wie hat es mit den Besitzverhältnissen dort ausgesehen?-Ja, das ist eine spannende Frage. Also prinzipiell ist es so, die gesamte Marktfläche besitzt die Gemeinde Wien und die Magistratsabteilung 59, also das Marktamt verwaltet, kontrolliert und vergibt die Standplätze. Die Stände selbst befinden sich aber im Besitz der jeweiligen Betreiber oder Standler, um einen hiesigen Begriff zu verwenden. Und seit der Renovierung bzw. Revitalisierung in den 2000er Jahren steht auch wirklich jedem Stand ein Poller, den Schlüssen für Wasser, Abwasser, Licht und Starkstrom zur Verfügung.-Sehr fortschrittlich. Aber bevor wir zu den jüngsten Veränderungen kommen, sprechen wir noch kurz über die Bedeutung überhaupt von Märkten für die Stadt Wien.-Also nicht nur der Brunnenmarkt ist sehr, sehr wichtig jetzt für den 16. Bezirk und für das Gebiet rundherum. Insgesamt gibt es in Wien 26 Märkte, ein Teil davon Detailmärkte, wie man das nennt. Das sind so Märkte, die eben Montag bis Freitag die ganze Zeit geöffnet haben. Und dann gibt es auch noch einen kleineren Anteil an Märkten, die jetzt nur am Wochenende oder nur zeitweise geöffnet haben. Historisch und gegenwärtig haben die eine wichtige Rolle einfach auch immer gehabt und haben sie weiterhin in der Versorgung mit günstigen und hochwertigen, oft auch regionalen Lebensmitteln. Und sie sind natürlich auch eine einzigartige Zone der Begegnung. Auf das kommen wir sicher auch noch zu sprechen. Die 26 Wiener Märkte beherbergen auf ihren 90.000 Quadratmetern Gesamtfläche 900 ständige Marktbetriebe, 600 tageweise Marktbezieher, das sind oft Bauern oder sonstige Händler, sowie 4000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Die Wiener Märkte wirtschaften einen Umsatz von 300 Millionen Euro und damit 4 % des Gesamtumsatzes des Wiener Handels. 21 Märkte finden eben täglich von Montag bis Samstag statt, die anderen sind dann nur zeitweise Märkte. Und eben, also diese Märkte haben weiterhin eine große Bedeutung und dann kommt aber auch hinzu, ich habe es gerade genannt, die Zonen der Begegnung. Also auf diesen Märkten, historisch sind es wahrscheinlich Häfen und Märkte, wird aber auch ganz viel verhandelt. Also da kommen ja waren aus der Region, aber auch von allen Teilen der Welt her, das bedingt eine gewisse Buntheit und ich meine, sprechen wir es auch an, die Ausländerfrage. Also natürlich heißt das auch, dass auf diesen Märkten viele Menschen einander begegnen, aber in dieser Begegnung findet Kommunikation statt, findet Integration statt und ist aber auch die Veränderung in der Stadt zu sehen. Also ich meine, ich glaube, du selber bist ja auch öfter Besucher des Brunnenmarktes und dir ist ja auch bewusst, wie sich zum Beispiel auch die Zusammensetzung der Standbetreiber geändert hat.-Ja, also das kriegt man schon mit, also wenn man es wirklich langfristig beobachtet, also Brunnenmarkt, auch der Hannovermarkt ist ja durchaus ähnlich, da gibt es ja immer so Gruppen oder Wellen von Besitzern, offensichtlich Familien, die sich ablösen, die halt mit verschiedenen Migrationswellen kommen. Also ich weiß das auch vom Hannovermarkt, nur als ein Beispiel, das ist eindeutig jetzt von Menschen mit arabischem Migrationshintergrund ja dominiert. Vorher waren das ja so Türken, dann waren es halt vorher auch sehr viele Österreichische mit mosaischen Glaubens. Also das sind so immer wiederum sehr unterschiedliche Wellen und das macht es natürlich auch spannend, weil es ist angeboten, die Inhalte sich auch ändern. Und ich fand es ja auch sehr spannend, wie du auch gesagt hast und erzählt hast, das sind ja auch immer Arten des Politikums. Also ich glaube, es gibt kaum wenige Orte, wahrscheinlich neben Autobahnbau, über die so viel diskutiert wird, wenn sie umgebaut werden. Also auf einmal hat jeder eine Meinung und sagt, das ist gut, das ist schlecht, auf jeden Fall will ich dabei sein bei der Diskussion.-Ja, wie du schon sagst, also es ist vor allem auch die Migrationsgeschichte der Stadt, die sich in diesen Märkten abbildet. Und ja, wie so oft, also ich meine junge, urbane Bewohnerin der Stadt, die werden das sogar extra schätzen und dorthin gehen, weil es eine kleine Reise innerhalb der Stadt ist, weil man ein bisschen ein anderes Flair auch mitnehmen kann. Anderen wird es ganz gleich sein, die wollen einfach auf den Markt gehen und was kaufen. Und vielleicht, ja, der eine oder andere, vielleicht auch schon alteingesessene Einwohner, ja, da ist die Veränderung vielleicht schwierig. Aber im Endeffekt kann ich trösten, also das war nie anders. Und ich denke mir, es gibt. Es gibt noch so alte Worte aus dem Sprachschatz, die jetzt schon wieder verschwunden sind, wie Vierter etwa, das wissen viele nicht, das ist die Halbschürze eines Marktstandlers oder eben der Gigerer, das ist der Pferdefleischhauer. Ja, solche Worte sind verschwunden in der Vergangenheit und es sind einfach neue Worte gekommen, wie zum Beispiel, weiß ich nicht, Pizza Lahmacun oder ein Halloumi-Käse, den man kauft oder so. Und das war vielleicht vor ein paar Jahren noch neu, inzwischen auch schon nichts Besonderes mehr. Ja, und das ist einfach, also wie so Märkte prinzipiell auch über die Zeit funktioniert haben und funktionieren. Man muss natürlich auch sagen, im Brunnenviertel, ein Punkt war über lange Zeit die Gürtelnähe, der zum Teil recht desolate Zustand der Bauten rundherum, der Wohnungen, viele kleinteilige Wohnungen, also haben sich da natürlich auch Menschen mal angesiedelt, die vielleicht, also jetzt nicht so viel Geld haben und wo der Markt auch zum Beispiel eine Chance gibt. Also man muss das ja auch offen sagen. Also Marktarbeit, das ist wirklich schwere Arbeit, also das sind schwierige Arbeitsbedingungen, das sind 70-Stunden-Wochen.-Extreme Temperaturen, Kälte, Hitze, man steht da unterbrochen dort.-Rausfahren nach Inzersdorf um drei in der Früh ist natürlich eine Arbeit, die nicht einfach ist, aber die Menschen, die neu ankommen, auch die Chance geben, mit fleißiger Arbeit einfach auch einen Aufstieg zu schaffen. Das ist ein Punkt in den Märkten. Ein anderer Punkt natürlich auch gerade bei den Wiener Märkten, du hast es angesprochen, Umbauten heiß diskutiert, ist die Attraktivität. Attraktivierung trotzdem, also ich glaube die Stadt hat ja gerade auch beim Brunnenmarkt sehr viel in die Revitalisierung gesteckt, also es gab da in den 90er Jahren und dann vor allem in den Nuller Jahren, ganz wichtig ist so 2005 bis 2010, einfach eine Phase des großen Investments, die Gehsteige wurden barrierefrei gemacht, eben der Brunnen- und der Yppenmarkt wurden zusammengelegt als ein Markt und zusammen betrachtet, die Marktstandln wurden umgebaut, wurden permanent gemacht, die Straße zur Fußgängerzone gemacht, davor sind ja die Marktstandln jeden Abend abgebaut worden, am Morgen wieder aufgebaut worden, in der Nacht sind da irgendwie die Parkplatz suchenden Fahrer*innen durchgebraust, das gibt es nicht mehr, also es ist eine permanente Fußgängerzone, natürlich mit Ausnahme der querenden Straßen und das Ganze ging aber halt auch Hand in Hand mit einer Attraktivierung des gesamten Brunnenviertels. Stadtsoziolologisch ist das schön aufgearbeitet, mehr dazu werde ich dann in den Tipps geben, wichtig hier in aller Kürze, es ging eigentlich um ein Zusammenspiel von Verbesserungen in städtischer Infrastruktur, in Wohnqualität, und der Einbeziehung der Anwohner*innen und zusammen aber auch mit Künstler*innen-Initiativen, also wir alle kennen vielleicht noch vom Namen her Soho in Ottakring, die sind ja inzwischen nicht mehr im Brunnenmarktviertel unterwegs und die sind jetzt quasi ins Sandleitengebiet übersiedelt, aber aus diesem Miteinander und aus diesem Denken in ganz unterschiedlichen Ebenen ist es gelungen, hier einen Markt zu machen, wo eben Neu und Alt, wo vielleicht, weiß ich nicht, Pizza Lahmacun, neben der Bobo Bowl und aber auch noch dem Sauerkrauthandel nach wie vor Bestand hat.-Ja und es funktioniert auch übrigens zu diesen Verschmelzungen von Begriffen, also eines meiner Lieblingsgerichte, die ich immer gesehen habe bei einer Imbissstube, war dann der Schnitzelkebab, also ich glaube, das ist doch wirklich eine gelungene Amalgamisierung verschiedenster Kulturen.-Also wienerischer geht es ja nicht. Insofern wollen wir natürlich einladen und auch anregen, einfach zu verreisen vielleicht als Wienerin und als Wiener selbst in eine dieser bunten Welten, gerne in Brunnenmarkt oder einer der anderen tollen Märkte, du hast schon den Hannovermarkt genannt, es gibt da noch ein paar mehr, der Viktor-Adler-Markt, den Favoriten zum Beispiel. Jetzt zum Schluss noch im Grätzl selbst, Walter, hast du einen Lieblingsort am Brunnenmarkt?-Nein, es gibt ja so, man sollte ja niemals Werbung machen für einzelne Ständler, aber es gibt ja so eine Käseecke von mehreren Käseläden und wenn es Europa in seiner Vielfalt zum Ansehen gibt und präsentiert wird dann bei diesen Käsestandln, übrigens einer hat so eine tolle Maus auch mit einem riesigen Emmentaler aufs Dach montiert. Und bei dir? -Ja. Ja, also ich schlender nach wie vor gerne über den Brunnenmarkt, auch wenn ich inzwischen in einer ganz anderen Gegend in Wien wohne. Am liebsten kurz vor einem Spiel während eines Fußball-Großereignisses, dass ich mir dann in einem der zahlreichen Lokale rund um den Brunnenmarkt anschaue und dabei auch einfach die tolle Stimmung vor Ort genieße.-Ja, super, danke für die Sendung und für die tolle Information. Dann verabschieden wir uns mal heute von unseren Hörerinnen und Hörern-Ihr wisst, wie wie immer, wenn es Anregungen, Wünsche, Beschwerden oder den Vorschlag zu Orten, die der Walter und ich mal besprechen sollen gibt, schreibt uns doch an podcast@ma53.wien.gv.at. Liked unseren Podcast, empfehlt uns gerne weiter. Es verabschieden sich Andreas und…-Walter.-Eine ebenso unterhaltsame wie umfassende Bezirksgeschichte ist Alfred Schiemers Monografie"Auf Ottakrings Spuren". Auf knapp 200 Seiten historischer Streifzüge zwischen Gürtel und Gallitzinberg kann man Geschichte und Geschichten, sagenhaftes, märchenhaftes, kurioses und historisches vom Anbeginn bis ins Heute erlesen. Einen kurzen historischen Abriss über den Brunnenmarkt sowie berührende Porträts von Marktstandler*innen und ehemals Aktiven in Wort und Bild findet sich in Manfred Chobots und Petra Rainers"Der Wiener Brunnenmarkt" aus dem Jahre 2012. Die Umgestaltung des Brunnenviertels rund um die Jahrtausendwende bis in die 2010er Jahre hinein ist aus stadtsoziologischer Sicht mit mehreren Werken gut aufgearbeitet. Stellvertretend sei hier genannt Cornelia Dlabajas"Das Wiener Brunnenviertel: urbane Raumproduktion, eine Analyse des Wandels von Stadträumen" aus 2016. Und zu guter Letzt unser Aufruf, selbst in der Stadt zu verreisen und den Brunnenmarkt in seinem bunten Treiben zu besuchen, sowie die zahlreichen Kultur- und Gastronomieangebote am Yppenplatz und in der Brunnenpassage wahrzunehmen.