Grätzlgeschichten
Im neuen Geschichte-Podcast der Stadt Wien erzählen die Zeithistoriker und Geschichtsgreisslerei-Podcaster Andreas Filipovic und Walter Szevera "Grätzlgeschichten" aus der Wiener Historie. Erzählt wird die Bezirks-Geschichte anhand eines zentralen Ortes in den 23 Bezirken – dort wo sich wichtige Ereignisse für die politische oder gesellschaftliche Entwicklung unserer Stadt abgespielt haben.
Grätzlgeschichten
Sonderfolge: Warum die Kaiserbrunnquelle zu Wien gehört, die UNO-City aber nicht
Wien besitzt mehr Land außerhalb seiner Grenzen als innerhalb – eine Tatsache, die selbst vielen Einheimischen unbekannt ist. Die Grätzlgeschichten verlassen in dieser Folge die Stadtgrenzen und begeben sich auf eine Entdeckungsreise durch die 675 Quadratkilometer Quellschutzgebiete in Niederösterreich und der Steiermark, die der Stadt gehören. Von der Kaiserbrunnquelle an der Rax bis zum Hochschwabgebiet: Diese Gebiete sichern seit über 150 Jahren die Wasserversorgung der Millionenstadt. Andreas und Walter erklären, wie Wien ab den 1860er Jahren durch Käufe, Schenkungen und juristische Auseinandersetzungen ein "Wasserimperium" aufbaute, das heute von mehreren Magistratsabteilungen verwaltet wird.
Gleichzeitig gibt es mitten in Wien Orte, die nicht zum österreichischen Hoheitsgebiet gehören. Die UNO-City mit ihren 180.000 Quadratmetern Grundfläche, 124 Botschaften und internationale Organisationen wie die OPEC genießen Exterritorialität – österreichische Polizei darf diese Areale nur nach Einladung betreten. Die Episode beleuchtet die historischen, rechtlichen und praktischen Aspekte dieser ungewöhnlichen Besitzverhältnisse und zeigt, warum die kommunale Kontrolle über Wasserressourcen bis heute essenziell bleibt.
Weiterführende Links
- Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn: wien.gv.at/wienwasser/bildung/museum – Geöffnet Mai bis November, Wochenenden und Feiertage
- UNO-City Führungen: unis.unvienna.org – Besichtigungen nach Voranmeldung
- Wiener Quellenschutzgebiete: wien.gv.at/wienwasser/quellenschutz – Informationen zu den Wasserversorgungsgebieten
Mehr Wiener Geschichte findet ihr im Wien Geschichte Wiki. Andreas und Walter könnt ihr außerdem in der Geschichtsgreißlerei hören.
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-Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Grätzlgeschichten. Es begrüßen euch Andreas und-Walter. -Ja, heute wieder eine neue Folge, aber ein bisschen eine andere Folge als sonst. Und zwar geht es heute nicht um ein konkretes Grätzl, sondern es geht um ein Thema, das ganz selten angesprochen wird, das aber aus unserer Sicht total spannend ist, nämlich um das Exterritoriale Wien und das Exterritoriale in Wien. Was meinen wir damit, Walter?-Ja, es gibt praktisch zwei Phänomene. Es gibt also Gebiete, die in der Stadt Wien liegen, aber nicht zur Stadt gehören. Und das Zweite ist, und das sind die viel größeren Gebiete, die der Stadt Wien gehören, aber nicht innerhalb der Sicht der Stadtgrenzen befinden.-Hast du da einen Ort mitgebracht als Beispiel?-Also einer der schönsten Orte ist zum Beispiel die Kaiserbrunnquelle, also Kaiserbrunn, Hirschwang an der Rax, mittendrin in den Voralpengebieten, sehr grün, sehr schön, sehr idyllisch und gehört der Stadt Wien, obwohl es mitten in Niederösterreich liegt.-Wunderbar. Bevor wir dazu kommen, zwei Minuten Heimatkunde.-Normalerweise sind Großstädte wie Wien in ihren Flächen genau definiert. Wien kommt auf ungefähr 415 Quadratkilometer und liegt somit in der Mitte zwischen Paris mit 105 und Berlin mit 890. Im Gegensatz aber zu diesen Städten besitzt und verwaltet die österreichische Hauptstadt weitere Liegenschaften, welche nochmals um das 1,6-fache größer sind als die eigentliche Stadtfläche. Bei diesen Flächen handelt es sich primär um die im 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts erworbenen Quellschutzgebiete in Niederösterreich und der Steiermark. Insgesamt umfassen die für die Wasserversorgung notwendigen Flächen sage und schreibe 675 Quadratkilometer und sind somit sechsmal größer als die Hauptstadt Frankreichs. Diese Gebiete liegen in den Alpen, insbesondere im Rax-, Schneeberg- und Hochschwabgebiet. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien bewirtschaftet in den Quellschutzgebieten rund 33.500 Hektar an Wald-, Almen-, Wiesen und Gewässern, die gezielt zum Schutz der Wasserqualität gepflegt werden. Dies macht die Stadt Wien zur drittgrößten Forstbesitzerin der Republik. Um die Wasserversorgung zu gewährleisten, musste die Gemeinde große Flächen in den Quellgebieten erwerben und sich gegen konkurrierende Nutzungsinteressen durchsetzen. Hierbei ging es stets darum, sowohl die rechtliche Kontrolle über die Quellen als auch über die angrenzenden Schutz- und Schongebiete zu behalten, denn um Wasser wurde immer schon hart gestritten und viele Adelige, Klöster und lokale Gemeinden traten ihre Nutzungsrechte oft nur unter Protest und nach juristischen Auseinandersetzungen ab. Selbst noch in den 1990ern gab es erbittenden Streit mit dem Land Steiermark, welcher eine Wasserabgabe einführen wollte, was zum finanziellen Glück für die Wiener Haushalte juristisch nicht haltbar war. Somit gehört der Stadt Wien teilweise die schönsten Flecken Natur in den Alpen, da diese zwecks Sicherung der Qualität besonderen Schutz genießen. Aber nicht nur die Quellgebiete stehen im Eigentum der Stadt Wien. Wien besitzt bis heute bedeutende Grundstücke, und Liegenschaften in verschiedenen Regionen außerhalb der Wiener Stadtgrenzen, vor allem in umliegenden Teilen von Niederösterreich. Historisch gesehen, viele dieser Flächen gehörten zum Wiener Grundbesitz oder wurden für spezielle Zwecke wie Trinkwasserschutz, Forstwirtschaft oder öffentliche Versorgung erworben. Typische Regionen und Funktionen des Wiener Grundbesitzes außerhalb Wiens sind weiters Gebiete des Wienerwalds in den umliegenden Gemeinden Purkersdorf, Tullner- und Mauerbach, aber auch in der Lobau, im Marchfeld und in den Donauauen befindent sich kommunales Grundeigentum. Oft wurden Areale für Verkehrs-, Energie- und Infrastrukturbauten erworben, in Fischament und Schwechat befinden sich wichtige Grundstücke der Metropole, denn neben dem für die Stadt lebenswichtigen Flughafen wurden dort ebenfalls vital notwendige Kläranlagen und Versorgungsbetriebe errichtet, ohne die die Stadt nicht existieren könnte und die ähnlich wie die Quellgebiete rechtlich abgesichert werden mussten. Verwaltet werden diese Liegenschaften von drei Magistratsabteilungen die MA31 für das Wassermanagement, die MA49 für die Forstwirtschaft und die MA69 für die Immobilienverwaltung. Übrigens MA69, sie verwaltet insgesamt 70.000 Grundstücke. Das reicht von der Kleingartenparzelle bis zu riesigen Arealen für die Erschließung neuer Stadtgebiete. Nebenbei, der Buchwert der Liegenschaften beträgt sage und schreibe 5,7 Milliarden Euro. Erhebungsstand Dezember 2024. Ein hübsches Sümmchen. Der wahre Schatz liegt aber unter dem Kalk des Höllentals und des Hochschwabs. Nämlich jene Quellen, die täglich 440 Millionen Liter Wasser pro Tag in die Stadt spülen. Besuchen Sie dann doch mal das Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn an der Rax. Genießen Sie die herrliche Luft und spazieren Sie die Gegend ab. Denn als Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wien haben Sie quasi dort das Hausrecht. Denn irgendwie gehört sie Ihnen und den restlichen zwei Millionen Einwohner*innen.-Danke Walter. Das heißt, ich muss mir das jetzt so vorstellen, da ist ein Forstgebiet, ein großer Wald in Niederösterreich. Die Forstschützer*innen und Mitarbeiter*innen vor Ort sind aber Wiener Gemeindebedienstete und fahren mit Wiener Kennzeichen durch die Gegend.-Ja, ungefähr so kann man es sehen. Also es ist wirklich so ein Teil der Wiener Verwaltung. Sie müssen entweder dort anreisen oder wohnen vielleicht auch dort. Aber wie schon gesagt, es dient vor allem so vier Hauptzwecken. Diese Bewahrung dieser Infrastruktur, die für die Stadt absolut notwendig ist. Eben als Landschaftsschutzgebiet, also ganz wichtig, auch so aus ökologischer Sicht. Es sind auch Erholungsgebiete, natürlich auch für den Tourismus beziehungsweise auch eben für die Erholung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Wir haben sogar ein Krankenhaus außerhalb von Wien, also das Therapiezentrum Ybbs. Also es gibt sehr viele einzelne Einrichtungen, die eigentlich über das Land Niederösterreich und der Steiermark verstreut sind. Das Wichtigste sind natürlich aber die Quellengebiete für die beiden Wiener Hochquellleitungen.-Wann hat das alles angefangen?-Ja, so Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich. Also 1859 wurde die Notwendigkeit einer modernen Wasserversorgung durch eine Kommission erstmal wirklich wissenschaftlich untermauert. Also der Geologe und Politiker Eduard Süß setzt sich maßgeblich für die Nutzung alpiner Hochquellen ein und konnte eigentlich auch den Gemeinderat überzeugen, da muss was passieren. Also Wien braucht eigentlich wirklich eine gut funktionierende Wasserversorgung. Und so wurde am 12. Juli 1864 eigentlich der Beschluss gefasst, so eine Fernleitung aus dem Rax- und Schneeberggebiet zu bauen und dafür Hochquellen zu erwerben.-Ist das ganz einfach vonstatten gegangen oder was waren da so die Probleme?-Es waren natürlich enorme Probleme, die sich daraus ergeben haben. Es war ja natürlich auch ein sehr ehrgeiziges Unterfangen. Es gibt ja so vor allem so technische Herausforderungen, juristische Herausforderungen. Also mit den technischen Herausforderungen weiß man eigentlich relativ gut Bescheid. Die Menschen wissen auch, also wie komplex eigentlich dieser Prozess war, also diese zwei Leitungen zu legen. Das Juristische ist ein bisschen immer so unterm Tisch gefallen und das ist eigentlich eigentlich auch sehr interessant, welche Vorbedingungen erfüllt werden mussten, um überhaupt dieses Wasser für die Stadt zu sichern. Die historische Regelung eigentlich der Eigentumsfrage ist eigentlich interessante Frage der Quellgebiete für die Wiener Hochquellleitung ist eingebettet, also in die allgemeinen Entwicklungen des österreichischen Wasserrechts und des Eigentums an Grund und Boden. Also im 19. Jahrhundert war das eben so, es galt in Österreich das Grundgesetz, dass fließende Gewässer Gemeingut sind. Also es gibt einen lateinischen Begriff, dieses flumina omnia sunt publica, also das fließende Wasser gehört allen, womit also Wasser eigentlich kein Privateigentum darstellt. Allerdings jedoch, und das war ganz wichtig, war Grundwasser, das im Boden enthalten ist, also ein Teil des Grundstücks im Privateigentum. Und dieser Grundsatz wurde eben 1870 durch die österreichische Gesetzgebung bestätigt und spielt also eine ganz erhebliche Rolle dann in Zukunft auch für den Erwerb von Quellgebieten durch die Stadt Wien. Die Stadt Wien hat somit ab den 1870er Jahren also peu à peu Grundstücke erworben, entweder haben sie es gekauft, sie haben sie geschenkt, es wurde gestiftet, um das Wasserrecht gezielt und dauerhaft zu sichern. Und bei diesen bereits bestehenden privaten oder herrschaftlichen Wasserrechten erfolgten eben eben so Transferleistungen, um das in das Eigentum der Stadt Wien zu überführen.-Hast du da so ein Beispiel mitgebracht, damit wir uns das besser vorstellen können?-Also eins der ganz wichtigen Beispiele ist die von Kaiser Franz Josef an die Stadt Wien geschenkte Kaiserbrunnquelle, also das war so eine kaiserliche Schenkung.-Also unser Ort auch, wie schaut es dort aus?-Ja, also es war wahnsinnig grün, es ist also im Höllental verankert, es ist, die Schwarza fließt vorbei, also wirklich eine sehr idyllische, sehr waldreiche Gegend. Und ja, und das hat eben der Kaiser eben, wenn man so will als Good Will Aktion der Stadt Wien geschenkt und so einen Startschuss zu setzen. Es gab dann weitere Adelige, die eben auch sich dem angeschlossen haben, aber es gab natürlich auch dann harte Auseinandersetzungen, weil es gab natürlich auch dort natürlich konkurrierende Interessen, eben von Klöstern oder von Großgrundbesitzern oder auch von Gemeinden, die gesagt haben, hallo, das ist ja unser Wasser, wir haben eigentlich was damit vorgehabt, wir wollen das eigentlich verwerten. Und so musste die Stadt Wien eigentlich mit juristischen Auseinandersetzungen oder halt mit sehr viel Geld immer wiederum versuchen, also diese großen Flächen auch zusammenhängend anzukaufen und in Erwerb zu bringen. Also ein weiteres Beispiel für den Erwerb von Grundstücken war ja auch die Alterquelle, also wo 1863 zwischen der Stadt Wien und der Gemeinde Brunn bei Pitten ein Vertrag über 10.000 Gulden abgeschlossen wurde. Das muss man sich ja mal so heute vorstellen, wenn man das so hochrechnet, wie viel wäre das heute wert, so sind das ungefähr heute 180.000 Euro. Damals viel Geld, heute also undenkbar für so wenig Geld eigentlich wirklich eine Wasserversorgung für eine Großstadt bereitstellen zu können. Weitere wichtige Verträge besitzen eben wie dem Graf Hoy aus Prinzenstein, wie zum Beispiel die Stixenstein-Quelle auch abgeschlossen. Also peu à peu wuchs praktisch dieses Gebiet und dieses Wasserimperium der Stadt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieser Prozess komplett abgeschlossen. 1873 wurde eben die erste Wiener Hochquellleitung eröffnet und damit versorgt diese erste Quellleitung auch die Stadt wirklich mit hochwertigem Trinkwasser.-Heute noch zu sehen nicht am Hochstrahlbrunnen, zum Beispiel am Schwarzenbergplatz.-Die Hochquellleitung wurde auch mit dieser Öffnung dieses Brunnens auch gefeiert. Die zweite Leitung, die Feier fand beim Rathaus statt, eben Brunnen und Springbrunnen beim Rathaus, wurden mit der zweiten Hochquellleitung praktisch gespeist und so wuchs das Areal peu à peu eben der Stadt Wien eben an.-Wie viel Gelände in Fußballfeldern oder auch nicht in Fußballfeldern besitzt denn die Stadt Wien jetzt so circa außerhalb Wiens?-Also gegenwärtig umfasst das gesamte Schutz- und Schongebiet zur Wasserqualität ungefähr 675 Quadratkilometer. Also das ist eigentlich wirklich eine sehr große Fläche.-Das ist ja mehr als Wien selbst.-Eben genau, 1,6-fache Größe und es ist ja nicht nur eben das Wasser, das da drunter liegt, das muss ja auch bewirtschaftet werden. Und daher hat auch die Stadt Wien mehrere Magistrate auch damit betraut, diese Gebiete zu erhalten, zu finanzieren, ja, und sie auch so zu gestalten, dass auch dort wirklich sauberes Trinkwasser für die Stadt in Permanenz gewährleistet ist. Aber es reichte nicht nur praktisch diese Quellgebiete zu sichern, es musste auch Infrastruktur geschaffen werden. Auch hier musste man Gebiete ankaufen, wenn es auch kleinere Grundstücke waren. Da gehört zum Beispiel der Leitungsspeicher Neusiedl dazu. Also das ist so ein riesiger Wasserspeicher bei Neusiedl, der praktisch sehr große Mengen Wasser aufnimmt, um das auch gleichmäßig an die Stadt abzugeben. Und dort allein sind 600.000 Kubikmeter Fassung vorhanden, um Trinkwasser für die Stadt bereitzustellen. Also das sind so auch Dinge, die nebenbei auch noch angekauft werden müssen und abgesichert werden. Und es gilt immer so darum, diese Dinge langfristig oder auf ewig für die Stadt zu sichern. Nicht, dass dann irgendwer mal daherkommt und sagt, hallo, das ist doch interessant, da könnte man auch Geschäfte mitmachen. Man könnte das angeblich vielleicht privatisieren und dadurch verbessern. Und das stimmt einfach nicht. Es ist einfach extrem wichtig, das im kommunalen Eigentum zu behalten.-Auf jeden Fall. Ich meine, spannend ist ja, jetzt zumindest im Hinblick auf Niederösterreich, bei der Steiermark war es eh von Anfang an so, aber ursprünglich, wie das angekauft worden ist, war ja, Wien eine Gemeinde in Niederösterreich und hat halt sozusagen im Gebiet anderer Gemeinden Grundstücke gekauft. Aber irgendwann einmal ist das ja ein eigenes Bundesland geworden. Dann ist das über die Bundeslandgrenzen quasi hinausgegangen. Richtig.-Und es war so ein ganz ein wichtiger Prozess, auch das juristisch nochmal abzusichern. Also wem gehören dann im Nachfolge diese Quellen und diese Gebiete? Und das konnte eben auch durch komplizierte juristische Prozesse für die Stadt Wien abgesichert werden, dass da keinen weiteren Zugriff gibt von anderen Bundesländern oder auch Stadtinteressen.-Ja, also das sichert unser Wasser und darüber sind wir sehr froh. Und noch einmal dein Statement bestärkt, wie wichtig das ist, das im Allgemeinbesitz, also im kommunalen Besitz in diesem Fall zu behalten.-Aber es gibt ja nicht nur die Gebiete außerhalb der Stadt. Es gibt ja auch interessanterweise Gebiete innerhalb der Stadt, die nicht zur Stadt gehören bzw. die nicht unter dem Hoheitsrecht der Republik stehen.-Okay. Zum Beispiel? Gibt es da prominente Beispiele?-Da gibt es einige sehr prominente Beispiele. Also das größte und wichtigste Beispiel ist die UNO-City, also eigentlich korrekterweise die Vienna International Center, also der Sitz einiger UNO-Organisationen. Und dieses Areal wird eigentlich als exterritorial betrachtet. Also schwieriger Begriff, bisschen aus dem Völkerrecht auch. Es heißt nicht, dass dort ein eigener Staat gegründet wird oder dass dort eine Macht gibt, die in die Republik oder in das österreichische Hoheitsgebiet einwirkt. Aber auf diesem Gebiet vereinfacht zu sagen, darf zum Beispiel halt keine Polizei ohne Einladung. Es darf nur Sicherheitskräfte durch die dieses Areal betreten, wenn zum Beispiel unmittelbare Gefahr besteht, also Brandgefahr etc. Es gibt eine eigene Rechtsprechung, es gibt eigene Sicherheitsdienste. Und da ist die UNO-City eben eigentlich das größte exterritoriale Gebiet in Wien und auch in Österreich. Es gibt auch zahlreiche internationale Organisationen, die ebenfalls unter dieses Recht fallen. Da gehören zum Beispiel die OPEC-Zentrale dazu.-Also die Organisation Erdöl exportierender Länder? Korrekt.-Oder auch die Internationale Atomenergieorganisation.-Die ist ja ein Teilbereich der UNO.-Ja, die OSZE-Zentrale. Also das sind so lauter so große.-Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Also auch so ähnlich wie die OPEC eine zwischenstaatliche Organisation. -Also da kann man nicht einfach als Bürgerin und Bürger der Stadt Wien einfach reingehen und sagen, hallo, das schaue ich mir mal an. Also da muss wirklich um Erlaubnis gefragt werden. Es gibt natürlich auch andere klassische Gebiete.-Ich nehme an vielleicht Botschaften.-Richtig, die Botschaften sind natürlich auch so ein ganz ein wichtiger Faktor und ein Beispiel. Und diese Gebiete genießen natürlich auch diplomatische Immunität. Das heißt also, sie sind zwar rechtlich Teil des österreichischen Bundesgebietes, was aber bedeutet, dass sie nicht die Souveränität zwar über das Areal abgeben, aber nur bestimmte Rechte und Befugnisse. Und auch hier, das gilt dasselbe wie für die UNO-City. Also man darf eigentlich diese Botschaften nicht betreten ohne Erlaubnis der Botschaftschefs. Und insgesamt gibt es ungefähr 124 Botschaften in Wien. Also eine ziemliche Menge. Die größte davon ist, also auch von der größten Fläche und von dem Areal her, ist die der Russischen Föderation. Knapp gefolgt also von der deutschen Botschaft. Und das Interessante war das, früher waren ja so in der Monarchie die meisten Botschaften ja auch so in Art Palais untergebracht. Also da wurden ja auch viele Adeligen, haben ja da auch die Interessen der jeweiligen Länder auch vertreten. Und das erste eigene Botschaftsgebäude, das nur als Botschaftsgebäude errichtet wurde, war die Französische Botschaft am Schwarzenbergplatz. Also auch architektonisch sehr interessant. Also im Stil des Art Nouveau gehalten, was ja sich sehr unterscheidet von den anderen Bauten in der Ringstraße oder um die Ringstraße, herum. Weil es nicht den klassischen Baustil der Ringstraße, nämlich des Klassizismus der Monarchie entsprach, was ein bisschen zu diplomatischen Verwirrungen geführt hat. Insbesondere der Französische Botschafter war nicht sehr glücklich über diesen Bau, der sehr prächtig ist und sehr toll ist, weil er gemeint hat, wir würden die Österreicher damit brüskieren, wenn wir da einen völlig neuen französischen Baustil einbringen. Aber eigentlich ist eine sehr schöne Ergänzung und hebt sich auch wohltuend ab von diesem restlichen Klassizismus des Wiener Ringstraßenbaus der 1870er bis 90er Jahre. Aber das Wichtigste, wie schon gesagt, am Exterritorialen ist sicherlich die UNO City. Also die UNO hat ja mehrere Sitze weltweit und einer davon, einer der wichtigsten, befindet sich eben in Wien. Und die Stadt Wien hat der UNO in den 60er Jahren dann über Verhandlungen insgesamt 180.000 Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung gestellt und hat dort geteilt mit der Republik, auch der UNO, ein Gebäude hingestellt. Und das ist also die Republik ungefähr hat 65 Prozent der Baukosten getragen, die Stadt Wien ungefähr 35 Prozent.-Weil das ist ja so ganz ein markantes Gebäude. Also wer mal vorbeigefahren ist oder dort war, weiß natürlich, worum es geht. Dieses schöne, geschwungene, recht modernistische Ding.-Also wie du gesagt hast, steht auch mitten in eigentlich drin. Also früher vielleicht nicht ganz so in den 60er Jahren, aber heutzutage mitten in der Donaustadt. Die U1 fährt vorbei. Man kann eigentlich reinschauen. Man kann halt nur nicht reingehen. Man kann aber über Führungen sich sehr wohl das Gelände ansehen. Es ist auch hochinteressant und sehr spannend und wirklich empfehlenswert, sich einmal diese Gebäude auch von innen anzusehen und eben vor wichtigen UNO-Organisationen zu Gast hat und dort auch beheimatet sind.-Na und darüber hinaus gibt es noch eine Menge sonstiger internationaler Organisationen mit Hoheitsrecht. Also ich denke vom Malteserorden bis zu eben, du hast es schon erwähnt, der Atomenergiebehörde. Und all die haben sozusagen, also das merkt man ja, wenn man vor allem auch in Wien, in im dritten Bezirk, etc. unterwegs ist, also wie viele Orte hier eigentlich sich, wie soll ich sagen, die Hoheitsrechte teilen. die es oder abgegeben hat an andere Organisationen. Wien ist halt einfach sehr internationale Stadt und der Stadt der Diplomatie. Jetzt aber noch einmal zurück zu unserem exterritorialen Wien. Also ein wirklich faszinierender Gedanke. Also wo ist Wien außerhalb Wiens. Gibt es da für dich einen Lieblingsort, lieber Walter?-Ja, es gibt eigentlich viele sehr schöne Orte, vor allem in diesen Quellschutzgebieten. Aber definitiv für mich ist das Forsthaus des Magistrats der Stadt Wien im Höllental mein Lieblingsort. Also wirklich, ich sage mal, man kann dort wirklich von dort herrliche Wandern und Unternehmen, bequem in die eiskalte Schwarza waten und ein bisschen kneippen. Also es ist wirklich so sehr erfrischendes Wasser dort und gehört wirklich zu den idyllischsten Arbeitsplätzen der Stadt Wien.-So quasi der Wiener Schrebergarten.-Ja, ich würde sagen, fast wie eine Forsthaushütte mitten im Wald. Also eine sehr schöne Architektur und fast romantisch kitschig. Und dein Lieblingsort, Andreas?-Ich würde sagen, die Stixensteinquelle. Das ist wirklich eine sehr schöne Quelle. Gut, für heute enden wir hier mit unserer Sondernummer. Wenn es euch gefallen hat, liked doch bitte den Podcast, empfehlt uns weiter, schreibt uns Feedback und Themenvorschläge an podcast@ma53.wien.gv.at. Bis zum nächsten Mal, Andreas und Walter.-Wie im Beitrag erwähnt, empfehlen wir den Besuch des Wasserleitungsmuseums Kaiserbrunn. Inmitten der herrlichen Raxlandschaft können Sie sich aus erster Hand und unmittelbar vor Ort informieren, woher das köstliche Nass aus ihrer Wasserleitung herkommt. Und wenn Sie erhitzt von der Wanderung nach Abkühlung suchen, steigen Sie zumindest bis zu den Knien in die eiskalte Schwarza. Dann verstehen Sie auch die wohltuende Wirkung von Kneippkuren. Das Museum ist vom 1. Mai bis Anfang November an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 16.30 Uhr offen. Übrigens besuchen. Schauen Sie mal auch in das größte innerstädtische Nicht-und-doch-Wien-Areal. Geht zwar nur über gebuchte Führungen, aber geschulte Mitarbeiter*innen der UNO führen sich gerne durch eine der wichtigsten Gebäude der Welt. Touren sind auf der Homepage der UNO-City unis.unvienna.org buchbar. Wer sich für die quasi-extritorialen Gebieten und den Gebäuden, die auf diesen stehen, interessiert, greift am besten zu folgenden Buchtitel. Hinter fremden Fahnen. Geschichten aus Botschaften und Residenzen. Geschrieben von Werner Rosenberger. Erschienen bei Amaltea 2022. Hier finden sich zahlreiche Informationen und Abbildungen von Gebäuden, die man ja sonst nur mühsam über Zäune und Mauern ausmachen kann. Von vielen dieser repräsentativen Anwesen weiß man ja auch gar nicht, dass sich hier diplomatische Vertretungen befinden. Und so können Sie auch herausfinden, zu welchen Ländern Österreich in der Vergangenheit und Gegenwart die intensivsten Beziehungen gepflegt hat und immer noch tut. Und wir garantieren, Sie werden manchmal recht überrascht sein.
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